Geschichte des Goju/Ryu
Das Goju-Ryu gehört zu jenen Stilen, die in Okinawa bereits vollständig entwickelt und erst danach in Japan eingeführt worden sind. Den Grundstein zu diesem Stil legte Kanryo Higaonna (auch: Higashionna 1853-1915 od. 1917), der in China unter Ryu Ryuko mehrere Stile des Ch’uan-fa studierte (Stil des strahlenden Frühlings, der Gottesanbeterin, des weissen Kranichs und Tai Chi Chuan) und diese in Okinawa zu einer Synthese verschmolz. Damit erhielt das Goju-ryu viele chinesische Stilelemente.
1887 begann Higaonna in Naha seinen Stil, dem er aber keinen bestimmten Namen gab, sondern ihn schlicht Naha-to nannte, zu unterrichten. Unter den zahlreichen bedeutenden Schülern, die dem äusserst harten Training Higaonnas überhaupt gewachsen waren, trat Chojun Miyagi (1888-1953) aus Naha besonders hervor. Miyagi trainierte während 15 Jahren unter Higaonna, perfektionierte nach dessen Tod den Stil weiter und wurde so 1933 zum offiziellen Gründer des Goju-ryu. Auf ihn gehen die Katas “Gekisai dai ichi”, “Gekisai dai ni” und sein Meisterwerk “Tensho” zurück; die weiteren stilspezifischen Katas waren bereits von Higaonna auf der Grundlage von chinesischen Katas entwickelt worden.
Miyagi dehnte in reiferen Jahren seine Lehrtätigkeit auf das In- und Ausland aus. Besonders wichtig für die weitere Stilentwicklung wurde sein Unterricht in Westjapan (Region von Kansei, Osaka und Kyoto), den er nach dem Ende des 2.Weltkrieges aufgenommen hatte. Miyagi bestimmte vor seinem Tod 1953 Meitoku Yagi (*1910) in Okinawa und Gogen Yamaguchi in Japan zu seinen beiden offiziellen Nachfolgern. Dadurch entstanden bereits damals zwei Schulen des Goju-ryu, die sich seither eigenständig weiterentwickelt haben.
Der von Yamaguchi in Japan verbreitete Zweig des Goju-ryu nennt sich seither Goju-kai. Als Bindeglied für das Goju-ryu, wie wir es heute in den Dojos des SGRKR in der Schweiz betreiben, ist ein weiterer prominenter Schüler Miyagis, Seiko Higa (1898-1966), wichtig geworden. Über einen seiner Schüler, Kanki Izumigawa, wurde nämlich auch der ursprünglich in Okinawa beheimatete Zweig des Goju-ryu nach Japan exportiert. Dieses Goju-ryu wurde in der Folge von Izumigawa an Sosui Ichikawa weitergegeben und von diesem an Tadahiko Ohtsuka (*1940).
Als einer der jüngsten Shihan der Nachkriegszeit in Japan, gründete Ohtsuka 1970 die Gojukensha-Vereinigung. Ohtsuka unterrichtet seit 1965 in seinem Seishinkan-Dojo in Tokyo Goju-ryu und Taikyokuken (chin. Tai Chi Chuan). Zu seinen Schülern zählt auch Kozo Matsuura, unser heutiger Sensei und Shihan.
Matsuura Kozo Shihan
Matsuura Kozo Sensei begann im Jahre 1959 bei Ohtsuka Tadahiko Sensei Karate zu trainieren. 1969 machte er sich selbstständig und gründete das Shoukenkai Dojo in Tokyo und das firmeninterne IHI Dojo.
Im Jahre 1974 kam Matsuura Sensei das erste Mal in die Schweiz und führte den Goju-Ryu-Stil ein. Im Laufe der Jahre entstanden überall in der Schweiz verschiedene Dojos, die Goju-Ryu als Stil lehrten.
Shihan Matsuura Sensei ist Träger des 8.Dan und unterrichtet in seinem Dojo in Tanashi (Nishi-Tokyo, Japan).
Beginn in der Schweiz
In den siebziger Jahren lernte Adrian Peter Menz († 2013) bei seinem langjährigen Aufenthalt in Japan Kozo Matsuura Shihan kennen. Bei ihm lernte Sensei Menz Goju Ryu Karate. Begeistert vom "Hart-Weich"-Stil überzeugte Adrian Peter Menz seinen Freund und Shotokan Karate-Lehrer Willy Elsener, in seinem 1972 neu gegründeten Shobukan Karate Club den Stil von Shotokan zu Goju Ryu zu wechseln.
So begann der erste Goju-Ryu-Stern am Schweizer Karate-Himmel aufzugehen.